Die Limnivoren, Omnivoren, Herbivoren und die Carnivoren
Fütterung im Aquarium, dazu einige Anmerkungen zum Thema Buntbarsche!
In den großen afrikanischen Seen passten sich die darin lebenden Buntbarsche, an die jeweils gegebenen spezifischen Gegebenheiten an. Auch die im Malawisee beheimateten Mbuna haben sich ein sehr spezielles Verhalten beim Fressen angeeignet und gleichzeitig ihre Verdauungsorgane danach entwickelt.
Die Verdauungssysteme der meisten Buntbarsch-Arten sind an die spezielle Ernährung in ihrer natürlichen Umgebung angepasst und kommen mit falscher Nahrung daher nur sehr unzureichend zurecht.
Rein ‚fress technisch‘ kann man die in den Grabenseen lebenden Buntbarsche in 4 Gruppen unterteilen, für fast alle Mbuna treffen hier nur die ersten drei zu, nur sehr wenige Mbuna fallen unter die Carnivoren Arten:
Fütterung im Aquarium, dazu die Einordnung der Buntbarsche
1) Die Aufwuchs Fresser (Limnivore)
Limnivore ernähren sich in der Natur – und auch im Malawisee Aquarium – vom Algen Aufwuchs und den dort lebenden Kleinstlebewesen.
2) Die Allesfresser (Omnivoren)
Omnivore ernähren sich hauptsächlich von Insekten, Schnecken, kleine Krebse, aber auch Aufwuchs (siehe Limnivore) dies steht auf deren Speiseplan.
3) Die Pflanzenfresser (Herbivore)
Herbivore Arten ernähren sich rein pflanzlich, sie sind spezialisiert auf hauptsächlich pflanzliche Nahrung.
4) Die Fleischfresser (Carnivore)
Reine Fleischfresser (Carnivore) kommen bei den Mbuna Arten nur sehr wenig vor, aber es gibt auch darunter einige Arten.
Die Aufwuchs und die Allesfresser, also die ersten beiden Gruppen, können problemlos zusammen gehalten werden. Für die dritte Gruppe, die der reinen Pflanzen-Fresser, empfiehlt sich ‚Einzelhaltung‘.
Weiter zum Thema ‚Fütterung im Aquarium‘.
Weil es in unserem doch begrenzten Lebensraum für die Fische beim Füttern keine Möglichkeit der Trennung geben kann. Aber auch bei der Haltung der ersten beiden Gruppen kann bei der Fütterung viel falsch gemacht werden.
Im Malawisee Aquarium
Die meist hohe Populationsdichte in unseren Malawi-Aquarien und der dadurch hervorgerufene alltägliche Kampf ums Futter sorgt dafür, dass Mbuna gierig alles aufnehmen. Was in irgendeiner Weise nach Futter aussieht.
Bei der Fütterung im Aquarium und auch wenn ausschließlich tierische Kost gefüttert werden würde – die fressgierigen Mbuna würden sich auf alles stürzen, es aber leider mit einem sehr kurzen Leben ‚bezahlen‘, weil ihr Verdauungstrakt, einfach nicht für tierische proteinreiche Nahrung eingerichtet ist.
Die inneren Organe der Tiere würden verfetten, was den langsamen Tod der Lieblinge zur Folge hätte.
Das heißt also, wer Mbuna pflegt, zumindest bei den meisten Arten:
Finger weg von tierischem Futter, wie Mückenlarven, Würmern, Fliegen, Garnelen, Fischnachwuchs aus anderen Becken usw. Auf die Unsitte Rinderherz zu verfüttern will ich hier gar nicht erst eingehen!
Bei der Fütterung im Aquarium wird unser Wasser wesentlich weniger belastet, wenn auf tierisches Futter verzichtet wird. Flocken- oder Granulatfutter, welches viel tierisches Protein enthält, führt ebenfalls dazu, dass Mbuna schneller verfetten und früher sterben, weil eben ihr Darmtrakt für diese Ernährungsweise nicht geeignet ist.
Reich an Protein sind z.B. Sera Granured, Tropical Tanganjika, Tetra Cichlid Granulates und Standardfutter (oft als ‚für alle Zierfische geeignet‘ beschrieben), diese Futtersorten sollten wegen Ihres hohen Proteingehaltes nicht verfüttert werden.
Futtersorten
Im Gegensatz dazu sind, wegen ihres geringen Anteils an tierischen Fetten, geeignete Futtersorten z.B. JBL Novo Malawi, JBL Spirulina (alle Futtersorten mit hohem Spirulina-Anteil).
JBL Novo Rift, Sera Granugreen, Tetra Pro Vegetable, Algenplatten, aber auch frisches Gemüse, wie Salat, Gurke, Spinat, Zucchini usw. (hier muss natürlich ausreichend – möglichst heiß – gewaschen werden, um Belastung mit Pestiziden, Wirkstoffen möglichst gering zu halten).
Vollständig ist diese Liste natürlich nicht, es gibt noch viele weitere für Mbuna geeignete Futtersorten.
In diesen für Mbuna geeigneten Futtersorten, ist ein ausreichender Anteil an tierischem Protein enthalten, sodass es überhaupt nicht notwendig, ja eher schädlich ist, zusätzlich tierische Produkte zu füttern.
Für die Fütterung im Aquarium reichen die beschriebenen Futtersorten völlig aus, diese Nahrungsspezialisten mit allem lebensnotwendigem zu versorgen. Grundsätzlich sollte der Anteil an Rohprotein deutlich unter 40 % liegen, umso weniger umso besser.
Carnivore Buntbarsche (reine Fleischfresser), sollten wegen der Enge in unseren Malawi-Aquarien und der daraus resultierenden Fütterungsproblematik nicht gemeinsam mit Mbuna gehalten werden.
Bis auf wenige Ausnahmen wie z.b. Labidochromis Arten z.b. (Mbuna).
Fütterung im Aquarium – Proteinreiche Nahrung
Allerdings nicht nur die dauerhaft proteinreiche Ernährung verkürzt die Lebenserwartung der Mbuna, sondern auch eine zu reichhaltige Fütterung. Mbuna verschlingen in ihrer hohen Populationsdichte alles dar gegebene Futter, anscheinend ohne Einstellung eines Sättigungsgefühls.
Es sollte daher nie mehr gefüttert werden, als das, was in ca. 25 Sekunden gefressen wird. Fütterungsempfehlungen der Futterhersteller, welche Zeiten von drei bis fünf Minuten empfehlen, sind hier absolut nicht anwendbar und würden ebenfalls zwangsläufig zur Verfettung der Mbuna führen.
Solange die Bäuche der Mbuna noch nicht eingefallen sind, reicht das gegebene Futter allemal.
Ein deutliches Zeichen einer Überfütterung ist, wenn die Limnivoren Mbuna Arten, ihr natürliches Verhalten, das ‚Grasen‘ am Algen Aufwuchs, aufgeben. Maulbrütende Weibchen nehmen während der dreiwöchigen Brutphase kein Futter auf und sind danach durchaus erschöpft.
Aber selbst nach einer dreiwöchigen Phase ohne Futteraufnahme sind diese noch nicht verhungert!
Fazit:
Also, auch wenn die Fütterung im Aquarium der Mbuna, häufig die spektakulären Augenblicke im Becken darstellt, ist zusagen: Hier ist weniger mehr – auch und gerade zum Wohle der Lieblinge!
Autor: Elmar Häfner
Bilder: Ale Nocetti
Video: Florian Bandhauer